Project Description

Günther Herbig

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Beschreibung

  • 2004

  • 35 cm

  • Bronze

Die Erschaffung einer Bronze in 6 Kapiteln

Im 7. ruhe ich mich aus!

Kapitel 1
Beginnen wir also und stellen uns vor, wir seien der Schöpfer selbst.
Aus Lehm schuf er den ersten Menschen, ich mache es etwas geschmeidiger
aus Ton. Damit die Figur bei dem vielen Denken und Probieren nicht
zusammensackt, hatte schon der Schöpfer die Knochen erfunden in Erman-
gelung von Stahl, welchen ich heute für das Grundgerüst nehme. Ein wenig
mit Draht umwickelt und natürlich in genau die Position gebracht, daß man
bereits jetzt die typische Pose des Günther Herbig erspähen kann.
Kapitel 2
In kleinen Stücken wird der Korpus aufgebracht, bis schließlich eine so große
Masse entsteht, die jene Oberfläche immer feiner und dichter, Detail um
Detail preisgibt. Falten und Kniffe werden gelegt und Hände und Gesicht
sowie selbst die Schuhe wollen bedacht sein . Das erste Detail, was jetzt
entsteht und am Ende das Original ziert, ist der Taktstock. Wie die Seele ist
er Maßvorgabe für alle Größenverhältnisse. Allein das Gesicht, Zierde jedes
Menschen und seiner Identität, wird mich noch Tage umtreiben. Eines Tages
urplötzlich, als tippte ein Finger unmerklich an meine Schulter, flüstert mir
eine innere Stimme: „Lass gut sein, er soll doch nicht schöner sein als ihn
der Schöpfer dachte “ .
Kapitel 3
Da die Figur in Ton vertrocknen und zerfallen würde, wird nun eine Haut aus
Silikon und eine weitere aus Gips um sie gelegt. Aus der entstandenen Form
wird der Ton entfernt und der so entstandene hohle Herr Herbig wird mit
Wachs ausgefüllt.
Kapitel 4
Den festen Wachsrohling aus der Form befreit, zeigt bereits eine Figur, die
nicht mehr nur stumpf und weiß, sondern schon Glanzpunkte und ein wenig
mehr Farbe des Dirigierens verrät. Allerdings sind noch überstehende Wachs-
nähte und Luftblasen zu korrigieren.
Kapitel 5
Diese Schöpfungsstufe ist nur ein weiterer Schritt zur nächsten Tortur.
Mit Luftkanälen und Gussstutzen an ihn geklebt, in Keramikmilch getaucht,
die festgeworden, ihn wie ein Panzer umschließt, geht es ab in eine über
tausend Grad heiße Hölle, in der seine Wachsseele gleichsam verdampft. Und
wieder bleibt eine all zu hohle Figur in zarter Keramik zurück. Jedoch nur,
um so schöner und strahlender wie Phönix aus der Luft zu steigen. Hier
in dieser nun dritten und heißesten Metamorphose füllt sich der Figur kera-
mische Hülle mit flüssiger Bronze. Ein Rohling fahl und ohne Anmut, je-
doch mit visionärer Zukunft hat das Licht der Welt erblickt.
Kapitel 6
Maniküre oder Pediküre ist es sicher nicht, wenn man beim Ziselieren mit
Winkelschleifer, Schruppfeile und Bunsen dem guten Herrn Herbig zu Leibe
geht. Tage vergehen und blanker, güldener blendet das Metall, wenn die
Messingbürste alle Gussspuren beseitigt hat. Das letzte Mal, gerade so wie
Göttlicher Odem, wird es heiß von Schopf bis Fuß. Nicht, daß ihm die Lock-
en onduliert werden, schlimmer, mit ätzenden Säuren wird eine Patina
aufgebrannt. Diese Oxydschicht gibt der Figur Farbe, Schutz und eine
angenehme Lichtreflektion. Damit das gute Stück nicht wie Adam und Eva
in die falschen Gärten läuft, wird sie auf einem gebührlichen Sockel fixiert.
Kapitel 7
So an seinem Ort gebannt, kann der Schöpfer getrost sich zurücklehnen, ohne
der alten Angst, einem neuen Sündenfall entgegen sehen zu müssen.